Achtsames Wandern

Achtsamkeit und Natur gehen wunderbar miteinander. Wie sieht es aber mit Achtsamkeit und sportlichen Aktivitäten aus? Da Bergsport draußen stattfindet, schließt das eine, das andere überhaupt nicht aus, im Gegenteil.

Es gibt mehrere Möglichkeiten einen Berg zu erklimmen. Ich kann einmal einen Wettkampf gegen mich, die Zeit oder andere machen, indem ich versuche in kürzester Zeit den Weg zu beschreiten. Möglichst schnell am Gipfel ankommen. Oben angekommen zu denken „Geil, geschafft, mega Aussicht, die genieße ich jetzt!“. Eine weitere Variante wäre, ich mache mir „den Weg zum Ziel“ plus ich genieße die Aussicht oben. In diesem Eintrag möchte ich gerne auf die zweite Variante näher eingehen, mit dem Bezug auf Achtsamkeit am Berg.

Achtsamkeit… was genau ist das eigentlich? Oder das vielleicht verbreitetere englische Pendant „mindfulness“.

Wer Achtsamkeit praktiziert ist im Hier und Jetzt. Man nimmt den Moment mit all seinen Sinnen war und versucht nichts an diesem zu ändern. Des Weiteren kann ich nicht nur innehalten und wahrnehmen, sondern auch Aktivitäten achtsam durchführen. Ein weiterer Schritt wäre, während dieser Durchführung wahrzunehmen, was in mir, in meinem Kopf, gedanklich oder auch auf der Gefühlsebene, vor sich geht. Wie könnte das ganze jetzt an einem expliziten Beispiel wie einer Wandertour aussehen?

Bevor ich meine Tour starte, könnte ich für einen Moment innehalten und wahrnehmen: Wie bin ich heute eigentlich drauf? Wie geht es mir? Wie fühlt sich mein Körper an? Gibt es stellen im Körper die angespannt sind oder auch Körperteile die sich ganz entspannt anfühlen? Mit welchen Gefühlen bin ich gerade hier? Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf? Geht mir immer ein und derselbe Gedanke durch den Kopf? Wenn ich mir darüber ein wenig im Klaren geworden bin (man muss nicht für jede dieser Fragen eine Antwort oder ein Gefühl parat haben, manchmal ist da auch einfach „Nichts“, was auch vollkommen in Ordnung ist), kann ich die Tour starten. Als Erinnerung (und dieser Satz wird häufiger beim Thema Achtsamkeit fallen), es gibt kein Richtig oder Falsch, es gibt kein falsches Gefühl oder einen falschen Gedanken. Auch wenn man gerade nichts fühlt, nichts denkt, nichts wahrnimmt, ist das auch in Ordnung. Es muss nicht bewertet werden und hat seine Berechtigung. Achtsamkeit bedeutet auch, nicht zu bewerten, einfach nur sein.

Nächster Schritt: Während der Wanderung, immer mal zwischendurch pausieren, Augen schließen und mindestens drei Geräusche der Umgebung herauspicken und ganz bewusst hinhören. Wenn es Dir unangenehm ist in der Öffentlichkeit die Augen zu schließen, kannst du diese Übung auch mit offenen Augen durchführen. In diesem Innehalten weitere Sinne aktivieren, indem man bewusst Gerüche wahrnimmt oder auch das Gefühl auf der Haut. Fühlt es sich kalt oder warm an? Wie sieht es mit der Temperatur draußen aus, aber auch mit der eigenen Körpertemperatur. Ist einem warm oder kalt?

Im nächsten Schritt kann man sich an der „Geh-Meditation“ in unserem Fall jetzt „Wander-Meditation“ probieren. Bewusst seinen Schritten Gewahr werden. Hierfür das Tempo verringern. Welche Geräusche machen meine Schuhsohlen während sie am Boden abrollen? Wie fühlt sich der Untergrund an? Wie fühlen sich währenddessen einzelne Fußsohlenzonen an? Wie komme ich mit meinem Schuh auf dem Boden auf? Welcher Teil meines Schuhs berührt den Boden als erstes, welcher als letztes?

Natürlich werden neben diesen ganzen Wahrnehmungs-Übungen im Hier und Jetzt immer wieder Gedanken und Gefühle aus dem Alltag hochkommen. Das ist vollkommen in Ordnung und völlig normal. Auch diese gilt es zu registrieren und dann zu versuchen wieder zurück in den Moment zu kommen. Manchmal tritt während des Auf- oder Abstiegs auch ein Gedanken-Flow ein, wie eine Art Meditation. Auch das ist in Ordnung. Viele Personen kommen durch solch ein Flow-Erleben auf neue Ideen und die Kreativität wird angeregt. Durch die monotone Bewegung und das bei sich sein, entsteht bei einigen Personen auf einmal wieder Platz für neue Gedanken und Perspektiven im Kopf, da sich der Geist durch die körperliche Bewegung, auch in Bewegung setzt und nicht mehr an bestimmten Gedanken festhält oder sich festbeißt.

Wie wir sehen, kann so aus einer Wanderung eine heilsame Erfahrung am Berg und in der Natur werden. Und wenn nicht? Dann wird man trotzdem oben am Gipfel mit einem wunderbaren Ausblick belohnt, hat sich an der frischen Luft bewegt und die Umgebung und Natur in vollen Zügen genossen!             

Published by slopes and ropes

Bergsportler und Bergenthusiast

2 thoughts on “Achtsames Wandern

  1. Ich steh dem Begriff Achtsamkeit kritisch gegenüber, seit ich „Die Achtsamkeitsfalle“ von Colin Bear gelesen habe. Und: ist „im hier und jetzt leben“ nicht konträr zum Begriff „Enkeltauglichkeit“ (aus der Vergangenheit lernen, über die Zukunft nachdenken). Schreib ich hier als Mutter von zwei Kindern …
    (Also ich denk gerne über andere Dinge nach beim Wandern – und genieße die Natur trotzdem).#
    LG Andrea

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    1. Liebe Andrea,

      vielen Dank für das Teilen deiner Gedanken und Meinung zu diesem Thema! Wir schreiben natürlich niemandem vor wie er/sie die Natur erleben soll oder generell den Alltag. Wir sagen auch nicht das Achtsamkeit die einzige oder richtige Option ist. Trotzdem möchten wir anmerken, dass Achtsamkeit nicht bedeutet die Vergangenheit zu vergessen oder keinen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Vielmehr ist es ein bewusstes Wahrnehmen welche Gedanken, wann und wie auftreten. Aber Themen von mehreren Blickwinkeln beleuchten und kritisch hinterfragen ist sehr wichtig. Wir möchten nur Inspirationen, Gedankenanstöße und Alternativen aufzeigen.

      Liebe Grüße
      Dein Slopesandropes Team

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